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Egal ob man schon als Kind frühzeitig von seinen Adoptiv- oder Pflegeeltern informiert wurde oder erst in der Mitte des Lebens durch Zufall erfährt, dass man adoptiert wurde, stellt die Identitätsbildung adoptierter Menschen eine Herausforderung für diese dar.

Einerseits müssen Adoptierte verarbeiten, dass sie nicht bei den eigenen Eltern aufwachsen konnten oder durften. Tiefes Grübeln über Ablehnung und Selbstwert steht hier im Fokus. 

Zusätzlich stellen sie sich Fragen über ihre eigene Identität, Vererbung von Fähigkeiten, Persönlichkeitsmustern und ihr eigenes Aussehen. Diese tief in die Psyche hinein wirkenden Fragen lassen eine Unruhe in Adoptierten erwachsen, weshalb sich nicht wenige auf die Suche nach ihren biologischen Familien machen.

“There are some adoptees who deny being curious about their origins. This is seen by some professionals as an attempt to avoid upsetting the adoptive parents who want to maintain the illusion of a ‘natural’ family. Some adoptive parents have a need to deny the adoption, or if not the adoption, the effect of the adoption on their children.”

Nancy Verrier (The Primal Wound, 1993:102)

Für diejenigen, die aus den offiziellen Dokumenten keine weiterführenden Informationen erhalten können, oder auch diejenigen, die illegal adoptiert wurden (z.B. Südkorea, Libanon, Vietnam, Peru, China), gibt es oftmals nur den Weg der DNA-Analyse.

Aber auch diejenigen Adoptierten, die ihre biologische Mutter ausfindig machen konnten, bleiben häufig mit der Frage nach ihrem leiblichen Vater zurück. Denn oft verbirgt sich hinter den Gründen der Aufgabe eines Kindes Angst und Scham auf Seiten der biologischen Mutter (in seltenen Fällen auch traumatische Ereignisse wie Vergewaltigungen) und deren gescheiterte Liebesbeziehung oder Affäre. Diese Mütter kennen die biologischen Väter nicht oder weigern sich, Informationen zu diesen herauszugeben.

Hier sind DNA-Analysen zusammen mit genealogischen Recherchen unerlässlich, um die väterliche Herkunftsfamilie zu ergründen. Häufig wissen die biologischen Väter auch nicht, dass sie ein Kind haben, welches damals zur Adoption freigegeben wurde.

Wichtig zu wissen

Beziehung und Heilung

Das Ergründen der biologischen Ursprünge führt nicht automatisch dazu, auch eine Beziehung zur Herkunftsfamilie aufzubauen. Das gestaltet sich nicht selten schwierig. 

Dennoch ermöglicht das Wissen ihrer Herkunft an sich oft schon ein Heilen in adoptierten Menschen.

Auf der anderen Seite berichten zahlreiche Adoptierte von einer unerklärlichen Verbundenheit und Ähnlichkeit, die sie bereits im ersten Kontakt mit gefundenen Elternteilen oder Geschwistern empfanden.

Rolle der Adoptivfamilie

Das Rätsel der eigenen biologischen Herkunft zu lösen, stellt für das Gefüge der Adoptionsfamilie bei funktionierenden Familiensystemen keine Gefahr dar. Zumeist erhalten die Adoptierten zusätzlich Unterstützung und Zuspruch durch ihre Adoptiveltern. 

Bestehen jedoch Ängste auf Seiten der sozialen Familie, kann sich dies in Loyalitätskonflikten äußern. Hier kann externe Hilfe durch professionelle Familienberatung alle Beteiligten unterstützen.

Schmerzhafte Wahrheiten

Die Suche nach der eigenen Herkunft kann in manchen Fällen zunächst schmerzhafte Wahrheiten hervorbringen. Hier ist eine therapeutische Begleitung indiziert. 

Die Erfahrung zeigt aber, dass es heilsam ist, diese Realität aufzuarbeiten. Andernfalls bleibt nur lebenslange Verdrängung oder ein ständiger Wechsel von überhöhten oder negativen Phantasien als Option.