
Der Begriff "Kuckuckskinder" (siehe “Bergiffsinformation”) umfasst hauptsächlich solche Menschen, die hinsichtlich ihrer väterlichen Abstammung getäuscht wurden. Sie kennen somit ihre biologische Mutter und sind häufig zusammen mit ihr oder deren Familie aufgewachsen. Jedoch der Mann, den sie als ihren Vater annehmen und der zumeist als rechtlicher Vater in ihrer Geburtsurkunde aufgeführt wird, ist nicht ihr biologischer Vater.
In sehr seltenen Fällen gibt es auch Kuckuckskinder, die beim biologischen Vater aufwachsen und dessen (eingeweihte) Partnerin fälschlicherweise als biologische Mutter des Kindes ausgegeben wird. Allerdings liegt hier keine rechtliche Scheinmutterschaft vor und ein solches Szenario unterscheidet sich somit stark von klassischen “Kuckuck”-Konstellationen.
Begriffsinformation: Im deutschen Sprachraum hat sich der abwertende und metaphorisch unzutreffende Begriff "Kuckuckskind" mangels besserer Alternativen durchgesetzt. Im Englischen spricht man beispielsweise von Kindern, die von einer missattributed parentage (fälschlich zugewiesenen Abstammung) bzw. einer undokumentierten Adoption betroffen sind.

Die Szenarien, in denen Kuckuckskinder sich wiederfinden, sind zahlreich. Der klassische Fall ist das Kuckuckskind, das aus einer Affäre einer verheirateten oder partnerschaftlich gebundenen Mutter entsteht.
Diese Mütter können oder wollen aus verschiedenen Gründen ihren Partner nicht einweihen und müssen so ein Lügengebäude für sich, ihr Kind und ihre Umwelt erschaffen. Sicherlich spielt hier große Scham eine bedeutende Rolle; es gibt aber zahlreiche andere und nicht weniger wichtige Gründe wie ökonomische Ängste, psychische Erkrankungen, Drogenmissbrauch sowie in seltenen Situationen Inzest und Vergewaltigung.
In manchen Fällen werden der (betrogene oder spätere) Partner sowie manche Familienangehörige und Freunde eingeweiht, welche die Lüge mittragen. In anderen Fällen wird nur der biologische Vater eingeweiht, der ebenfalls die Täuschung aufrechterhält (z. B. aus ökonomischen Gründen). In vielen Fällen behält die Mutter die Wahrheit für sich alleine.
In anderen Szenarien hat die Kuckucksmutter mehrere Sexualpartner gleichzeitig, ist sich über die biologische Vaterschaft aber nicht sicher. Sie wählt einen der Männer als Vater, der die Vaterschaft anerkennt. Später stellt sich jedoch heraus, dass dieser nicht als der biologische Erzeuger des Kindes bestätigt werden kann.
“Entwicklungsanforderungen und Belastungen bestehen besonders bei Kuckuckskindern, was sich in unterschiedlichem Ausmaß […] zeigt. […] Ein Großteil der Kuckuckskinder wuchs unter dauerhaft schädigenden familiären, sozialen und materiellen Bedingungen auf."
Christine Müller (Der Schattenvater, 2020:357)

Kuckuckskinder werden in bestehende (oftmals dysfunktionale) Familiensysteme aber auch in Allein-Elternsysteme hineingeboren. Manchmal haben sie bereits unwissentlich Kontakt mit ihrem biologischen Vater oder biologischen Halbgeschwistern, die dann als Freunde der Familie eingeführt werden.
Kommt die Täuschung über die eigentliche Vaterschaft ans Licht (z. B. durch einen negativen Vaterschaftstest mit dem Scheinvater oder Enthüllungen durch vormals Eingeweihte), berichten viele Kuckuckskinder von ähnlichen Identitätsproblematiken, wie sie von Adoptierten und Spenderkindern bekannt sind. Auch die Beziehung zur biologischen Mutter ist aufgrund der Schwere der Täuschung häufig erschüttert.
In nicht wenigen Fällen wollen die biologischen Mütter keine Angaben zum biologischen Vater machen. In anderen Fällen (z. B. One-Night-Stands) können sie auch nicht genug Informationen geben, um den biologischen Vater auffindbar zu machen. In solchen Situationen stellen Rechtssysteme in der Regel wenig bereit, um das Recht des Kinds auf sichere Kenntnis seiner Abstammung tatsächlich geltend zu machen.
Daher ist eine DNA-gestützte genealogische Analyse oftmals die einzige Möglichkeit, um den biologischen Vater zu finden.